Verbesserte Bildungschancen für Mädchen in Indien
Nach gut einjähriger Bauzeit wurde das von der Aktion Kleiner Prinz geförderte St. Xavier´s Girls Hostel in Ponugodu, einem Dorf 100 km östlich von Hyderabad, am 16. November 2024 eingeweiht.
Zu der Einweihungsfeier auf dem Schulhof der St. Joseph´s School waren das ganze Dorf und viele Gäste geladen. Aus Deutschland reisten der Initiator des Projektes, der Schermbecker Pfarrer Xavier Muppala und Dieter Grothues von der Aktion Kleiner Prinz an. Der Projektverantwortliche der Kinderhilfsorganisation konnte sich davon überzeugen, dass das Projekt vertragsgemäß umgesetzt wurde.
Das Flachdachgebäude bietet im Obergeschoss Raum für 80 Schülerinnen. Im Erdgeschoss sind Küche, Speiseraum und die Räume für die Betreuerinnen untergebracht.
Bis zum Einzug der Mädchen im Frühsommer 2025 bleibt noch Zeit, Restarbeiten zu erledigen. Durch verheerende Überschwemmungen in indischen Bundesstaat Telangana kam es im Juni 2024 zu Bauverzögerungen, die nicht wiederaufgeholt werden konnten.
Warum ein Haus für Mädchen?
In Indien sind Millionen Mädchen von Geburt an benachteiligt. Ihre vielfach armen Eltern kämpfen ums tägliche Überleben und sind darauf angewiesen, dass ihre Kinder durch bezahlte Arbeit zum Lebensunterhalt beitragen. Darüber hinaus versorgen die Mädchen oft den Haushalt und kümmern sich um die jüngeren Geschwister, während die Eltern in Fabriken oder als Tagelöhner auf den Feldern der Großgrundbesitzer schuften.
Dies hat zur Folge, dass viele Mädchen die Schule abbrechen und keinen Beruf erlernen. Insbesondere in armen und sozial unterprivilegierten Familien werden Mädchen in Indien oftmals früh verheiratet. Die allzu frühe Heirat führt bei den jungen Frauen in vielen Fällen zu schweren gesundheitlichen und emotionalen Problemen.
Wenn ein Mädchen der untersten Bevölkerungsgruppe in der indischen Gesellschaft, den „Dalit“ oder „Unberührbaren“, angehört, ist das Problem besonders groß.
Trotz fortschrittlicher Gesetzgebung sind alte soziale Normen vor allem auf dem Land noch fest verankert und verhindern die Chancengleichheit der Mädchen gegenüber den Jungen.
Besonders für Mädchen wäre Schul- und Berufsausbildung der Schlüssel für einen Ausweg aus der Armut und für ein Leben in Freiheit und Unabhängigkeit.
Eine Schlüsselrolle für einen erfolgreichen Schulabschluss kommt der Unterbringung der Schülerinnen in einem geschützten Hostel zu. Die Mädchen können in einer sicheren Umgebung wohnen, werden verpflegt und können hier lernen. Sie werden nicht vom Schulbesuch durch Lohnarbeit, Arbeit in den Familien oder durch einen langen und für sie oft gefährlichen Schulweg abgehalten.
Dies hat auch den Schermbecker Pfarrer mit indischen Wurzeln, Xavier Muppala, auf den Plan gerufen. Er fragte bei der Aktion Kleiner Prinz nach, ob man sich vorstellen könne, den Bau eines Hostels für Mädchen in Ponugodu im indischen Bundesstaat Telangana zu unterstützen.
Vertragspartner Missionaries of Compassion
Xavier Muppala stellte den Kontakt mit den Missionaries of Compassion mit Sitz in Hyderabad her, die einen entsprechenden Projektantrag bei der Aktion Kleiner Prinz stellten.
Die indische Organisation betreibt in Ponugodu seit 1990 die St. Josephs English Medium High School für Kinder aus Dalitfamilien. Die Aktion Kleiner Prinz überzeugte die vorgelegte Projektspezifikation und die durchdachten Baupläne, die insbesondere die Bedürfnisse von Mädchen berücksichtigen.
Mit den Missionaries of Compassion wurde ein Vertrag geschlossen, der Bau und Finanzierung des Hostels auf ihrem Schulgelände in Ponugodu regelt. Baubeginn war im Oktober 2023.
Verantwortlich für die Leitung des Hostels werden zukünftig die Missionaries of Compassion sein, die auch die Lebensunterhaltskosten der Mädchen und die Unterhaltskosten des Hauses tragen. Gleichwohl hat die Aktion Kleiner Prinz signalisiert, auch nach der Einweihung des Neubaus Hostel und Schule in geeigneter Form zu unterstützen.
Auch Warendorfer Firma unterstützt das Projekt
Die Schlafmatten für den großen Schlafsaal im Obergeschoss des neuen Hauses befinden sich bereits –fachmännisch eingelagert- in Ponugodu. Kavalkade, Großhandelsunternehmen im Reitsport mit Sitz in Warendorf, hatte einen indischen Produzenten beauftragt, mehr als 80 Matten direkt an das Hostel zu liefern. Auch in Zukunft möchte die Warendorfer Firma mit in Indien hergestellten Produkten helfen: Rucksäcke, Sandalen und Lunch Boxes stehen bereits auf der Hilfsgüterliste. Valentina Leutner, Geschäftsführerin von Kavalkade: „Indien ist das Land in unserer Wertschöpfungskette, welches am meisten Unterstützung benötigt.“
Dieter Grothues von der Aktion Kleiner Prinz ergänzend dazu: „Ich habe in Indien mit jungen Leuten gesprochen, die sich durchaus vorstellen können, nach ihrer Ausbildung in Deutschland zu arbeiten. Neben dem humanitären Aspekt ergeben sich für unsere unter Fachkräftemangel leidende Gesellschaft auch Chancen, wenn wir in Indien die Ausbildung junger Leute durch geeignete Projekte fördern“.